Kreislaufwirtschaft ist viel diskutiert und im Gegensatz zum linearen Wirtschaften wirklich nachhaltig.
Die Modeindustrie ist ein Wirtschaftsteil mit sehr groรem Einsatz an Ressourcen. Die Anbauflรคche fรผr Stofffasern steht im direkten Wettbewerb mit Lebensmitteln und Treibstoffen. Wasser- und Energieverbrauch ist in allen Teilen der Produktionskette hoch, hinzu kommt Transport. Transport vom Hersteller zum Kunden ist ein wesentlicher Faktor wie z.B. Asien nach Mitteleuropa, noch mehr zรคhlt aber der Transport von einem Produktionsschritt zum nรคchsten, hรคufig sind mehrere Lรคnder beteiligt. Jede einzelne Fabrik sollte im besten Fall nachhaltig zertifiziert sein. Wenn z.B. ein T-Shirt vom Baumwollanbau, Spinnen, weben oder stricken und fรคrben bereits durch 3-5 Lรคnder gereist ist, ist die CO2 Belastung so hoch, dass sich die Nachhaltigkeit aufhebt.
Neben Pflanzenfasern besteht Kleidung vielfach aus Polyester oder allgemein synthetischen Fasern, vor allem im Outdoor und Arbeitsbereich. Sogar der klassische, weiรe Arztkittel ist meist aus 50% Polyester.

1. Was ist Kreislaufwirtschaft
Eine Kreislaufwirtschaft arbeitet mรถglichst geschlossen und effizient. Sie entwickelt Produkte, die nach dem Einsatz wieder in den Kreislauf flieรen kรถnnen. โcradle to cradleโ[1] ist die extreme Auslegung des Kreislaufs, entwickelt Ende der 1990iger Jahre. Das bedeutet so viel wie โWiege zur Wiegeโ. Das Prinzip ist, Produkte sind entweder biologische Nรคhrstoffe fรผr den biologischen Kreislauf oder kรถnnen als technische Stoffe kontinuierlich im technischen Kreislauf erhalten werden.
Fรผr Kleidung bedeutet das in der Anwendung, dass Fasern wieder verwendet werden kรถnnen, oder als biologische Nรคhrstoffe abbaubar sind. Fast alle Bekleidungsstรผcke bestehen aus Mischfasern, zum Teil mit Kunststoff-Beschichtung. Je komplexer ein Stoff zusammengesetzt ist, umso schwieriger wird die Wiederverwendung. Ein Stoffanteil unter 5% muss nicht ausgewiesen werden auf dem Etikett.
Es gibt jรคhrlich ca. 92 Mio. Tonnen Kleidermรผll weltweit:
- 1% davon wird tatsรคchlich in den Kreislauf fรผr neue Kleidung zurรผckgefรผhrt
- 8% ist Second-Hand Ware
- 10% wird recycelt primรคr als Putzlappen oder Fรผllstoffe
- 82% landen auf Deponien oder werden verbrannt
Das entspricht 75 Mio. Tonnen Restmรผll[2] an Kleidung. Jedes Jahr. Eine unglaubliche Menge.
Die Bekleidungsindustrie erkennt zum Teil inzwischen ihre Verantwortung. Neue Kollektionen werden in Zukunft vermehrt mit recycelten Stoffanteil gefertigt. Interessant ist hier eine Unterscheidung in pre-consumer und post-cosumer Recyclat, also ob die Kleider bereits getragen und gebraucht wurden (post-consumer) oder ob alles neu aus der Produktion recycelt wird. Das betrifft Fehl- oder รberproduktion und andere Restposten. Die Verantwortung in der Industrie kommt vor allem durch den Druck der Verbraucher. Das Interesse wรคchst an den Auswirkungen des Konsums, und Verbraucher:innen wollen nicht mehr nur shoppen, sondern am besten auch nachhaltig konsumieren.
2. Reparieren, Wiederverwenden, Tauschen…
Alle Kleidungsstรผcke werden nachhaltig durch eine verlรคngerte Nutzung. Trage deine Hosen, Shirts, Rรถcke, Schuhe so lange wie mรถglich. Und wenn du die Stรผcke nicht mehr magst oder sie nicht mehr passen, verschenke, verleihe, tausche oder gib gut erhaltene Sachen in Secondhand Lรคden. Second-Hand ist auch eine gute Quelle fรผr den eigenen Bedarf, und macht auch noch Spaร, ein bisschen wie Schatzsuche. Die letzte Wahl ist der Kleidercontainer.
Upcycling ist das Thema bevor die Kleider recycelt werden: Man kann aus alten Jeans neue Taschen, Kissen, oder Bekleidung nรคhen. Dafรผr braucht man am besten eine Nรคhmaschine und etwas รbung. Oder einfach nur Kreativitรคt und Ehrgeiz.
Kleiderpflege ist ein wichtiger Baustein im Kreislauf. Pflege alles schonend, was du regelmรครig nutzt. Waschmaschinen nicht รผbervoll beladen, dafรผr nur bei 30 Grad waschen und mit 800 Umdrehungen schleudern. Spart Energie, schont die Kleidung.
3. Warum ein geschlossener Kreislauf
โLinearwirtschaft ist das in unserer Gesellschaft vorherrschende Wirtschaftsmodell. Das Leben von Gรผtern verlรคuft dabei linear: Produkte werden produziert, gekauft, genutzt und schlieรlich weggeworfen oder recycelt. Linearwirtschaft steht fรผr unsere ยปWegwerfgesellschaftยซ, fรผr รผbermรครigen Konsum und Kurzlebigkeit statt bewusstes Kaufverhalten, langwรคhrende Gรผter und Nachhaltigkeit. Produzent:innen geht es meist darum, mรถglichst viel zu verkaufen โ oft auf Kosten von Produktqualitรคt und Umwelt. Der dabei entstehende Abfall wird auรer Acht gelassen.โ[3]
Das aktuell gรผltige Wirtschaftsmodell geht auf Kosten der nรคchsten Generationen. Wir brauchen eine enkeltaugliche Zukunft. Die Gesetzgebung wird die Anforderungen an nachhaltige Produkte verstรคrken. Die Fashionindustrie als groรe Verursacherin von Abfall ist als erstes im Fokus der EU.[4]
4. In Zukunft sauber
Viele Labels nutzen heute Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder รkologie als Marketing. Produkte und im Besonderen auch Kleidung verkauft sich einfach besser, wenn ein grรผnes Label drauf ist, oder die Produkte โecoโ, โgreen fashionโ etc. heiรen.
Zertifikate helfen fรผr das Verstรคndnis, die groรe Anzahl macht einen รberblick fast unmรถglich. Der Schulterschluss von strengeren Gesetzen, Zertifikaten und einem Check des jeweiligen Lieblingslabels hilft bei der sicheren Entscheidung.
Wir haben heute bereits sehr viel Kleidung verfรผgbar, getragene, aussortierte als auch neue, nie getragene, aber nicht verkaufsfรคhige. Alles zusammen sind wertvolle Rohstoffe, die am besten in den Kreislauf zurรผckflieรen. Aus diesen Wertstoffen neue Produkte, am besten Kleidung, herzustellen, ist der wirklich wichtige Ansatz. Das ist aktuell nur sehr begrenzt mรถglich, sehr aufwendig und teuer.
Viele Grรผnde fรผr die Mรผllbilanz der Bekleidung:
- Recycling oder Upcycling ist kein Standardprozess
- neue Fasern sind im Vergleich viel billiger
- die Entsorgung von Kleidermรผll ist billig
Viele Universitรคten, Firmen, Startups beschรคftigen sich mit dem Thema. Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass wir unser โGoldโ in Form von gebrauchten Kleidern in Zukunft sinnvoll verwerten kรถnnen.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Cradle_to_Cradle
[2] https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/slow-fashion-ratgeber.html
[3] https://www.gruenewirtschaft.at/2021/06/11/kreislaufwirtschaft/
[4] https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/textiles-and-clothing-industries/legislation_en
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